So könnte eine Ihrer Geschichten beginnen

erste Sätze, frei erfunden

Ich war ein wildes Kind. Meine Mutter hatte alle Hände voll zu tun mit der Arbeit im Haus und auf dem Hof. Sie hatte wenig Zeit für mich und das war mein Glück. Wenn ich nicht helfen musste, streunte ich durch das Dorf und kletterte auf jeden Baum und jeden Stein. Ich balancierte über jeden Zaun und jedes Mäuerchen. Im Sommer plantschte ich mit den anderen Kindern im Dorfbrunnen. Da war niemand, der uns beaufsichtigte. Ich glaube, wir vermissten nichts. Am liebsten ging ich zur Autowerkstatt. Schon als vierjähriger Knirps stand ich neben dem Mechaniker unter dem Autoheber und schaute zu, wie er herumschlüsselte…

Ich hatte ein Leben mit Freunden...

Ich habe vier Kinder geboren... 

Ich hatte eine unerhört reiche Kindheit...

Nicht alles ist so gekommen, wie ich es mir gewünscht hätte. Und manches habe ich versäumt...

Meine Eltern hatten grosse Ideen und wenig Geld. Das hat mich geprägt...  

Das Wichtigste in meinem Leben...

Ich möchte noch einmal spazieren gehen, wenn es schneit...

Als junges Mädchen habe ich davon geträumt, das Meer zusehen. Und heute, im Altersheim, träume ich immer noch genau denselben Traum. Mit dem Unterschied, dass ich das Meer im Laufe meines Lebens nun schon viele Male gesehen habe...

Ich kam in einem aussergewöhnlich kühlen Oktober mit dem ersten Schnee zur Welt...

Ich wurde in einem anderen Land geboren, weit weg von hier...

Ich habe Sehnsucht nach zuhause. Immer. ...

Nach der Lehre ging ich auf Weltreise...

Mein Lieblingsbaum steht am Ufer eines Sees...

Gibt es etwas Bessers als Kuchen? Vielleicht Gugelhopf. Mit Geburtstagskerzen drauf...

An meinem ersten Schultag hat mich die Lehrerin vor die Tür gestellt. Das habe ich nie vergessen...

Meine Mutter hat mir drei Dinge vererbt: ihre Nase, ihren Diamantring und ihr hitziges Temperament... 

Alles, was ich heute habe, habe ich mir selbst erschaffen, alles, auch das Glück...

Das Leben hat es gut gemeint mit mir...

Ich habe mich oft alleine gefühlt...

Es gibt ein paar Dinge, die ich meiner Familie gerne gesagt hätte...

Ich bin in der Nähe von Thun aufgewachsen. Unser Haus stand neben einer stillgelegten Fabrik. Auf diesem Gelände habe ich den grössten Teil meiner Kindheit verbracht. Einmal gelang es mir, bei den Büros ein Fenster einzudrücken. Ich kletterte hinein und ging durchs Zimmer hinaus in den Gang. Da waren viele Türen, alle geschlossen. Ich folgte dem Gang bis zuhinterst. Dort führte eine Treppe in den Keller. Ohne lange zu überlegen stieg ich hinunter. Es war stockdunkel. Weiter vorne fiel Licht durch eine halboffene Tür. Ich tastete mich den Wänden entlang, stiess die Tür auf und erlebte den Schreck meines Lebens: mitten im Raum stand ein Tisch und darauf ein Fuchs - ein riesiges Tier mit einem buschigen Schwanz! Er blickte mir direkt in die Augen. Durch eine Kellerluke fiel Licht und der Fuchs stand bewegungslos mitten in diesem Strahl wie eine Statue aus Bronze. Die Zeit stand still. Plötzlich jedoch spürte ich, dass mein Herz klopfte wie wild. Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte…

Ich wollte immer Sprachen studieren...

Ich möchte etwas bewegen in der Welt, das war immer schon so...

Vor drei Jahren habe ich mich selbständig gemacht. Das war mein wohl kühnster Entschluss und meine bisher mutigste Tat...

Ich bin jetzt 70 Jahre alt und habe noch viel vor...

Die wichtigste Person in meinem Leben? Mein Göttibub! 

Ich führe ein sehr erfülltes Leben...

Die glücklichste Zeit in meinem Leben waren die Jahre mit den Kindern...

Ich glaube, meine Grosskinder können sich nicht vorstellen, dass auch ich einmal jung war...

Ohne meinen Garten könnte ich nicht leben. Obwohl ich ihn in- und auswendig kenne, bringt er mich immer wieder zum Staunen. Jedes Jahr beobachte ich, wie sich die einfachen Knospen der Iris zu wahren Wunderwerken entfalten. Und das erst noch Jahr für Jahr! Meinen Pflanzen dabei zusehen zu düfen, wie sie gedeihen, vergehen und wiederkommen, ist eine meiner grössten Freuden...

Es gab Jahre, da hatte ich dreissig Gemüsesorten in meinem Garten...

Mit Tieren konnte ich es immer besser als mit Menschen...

Meine bittersten Tränen habe ich geweint, als...

Im Sommer war ich immer bei meinen Grosseltern in den Ferien...

Es gab ein paar Lieben in meinem Leben...

Ich hätte gerne Kinder gehabt...

Weisst du noch...?

Danach war alles anders...

Am liebsten möchte ich noch einmal erleben, wie ich meinen Mann kennengelernt habe. Es war im Treppenhaus. Er wollte runter, ich wollte rauf. Wir sind auf derselben Stufe stehengeblieben und konnten nicht aufhören, einander anzulächeln. Noch heute raubt es mir den Atem, wenn ich daran denke.
"Wie heisst du?", fragte er, bevor wir beide weiterstiegen, er runter, ich rauf.
"Olga", sagte ich, eilte in meine Wohnung und öffnete das Fenster.
Er stand unten neben dem Eingang und sah zu mir hoch.
"Hast du ein Papier?", rief er.
Ich liess ein Blatt zu ihm runtersegeln.
"Und einen Stift?"
Ich warf einen Kugelschreiber runter. Er kritzelte eine Nachricht und wollte sie in meinen Briefkasten werfen.
"Da ist keine Olga", stellte er verwundert fest.
"Eigentlich heisse ich Alberta. Alberta Albertina", half ich ein bisschen.
Auf meinem Briefkasten stand A. Bertini.
"Und wie heisst du wirklich, Olga Alberta Albertina?", lachte er und warf den Zettel ein.
Dann schlenderte er rückwärts davon, ohne die Augen von mir abzuwenden. Charmant, wirklich charmant. Erst vorn an der Ecke drehte er sich zur Strasse hin, hob noch einmal die Hand, diesmal ohne sich nach mir umzusehen, und weg war er. Ich wühlte in meiner Tasche nach dem Briefkastenschlüssel und stürmte nach unten. Auf dem Zettel stand seine Telefonnummer. Daneben hatte er ein grosses Fragezeichen gemalt. Sonst nichts...